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Der Wert von Kirchenbücher

Kirchliche Unterlagen des 18. Jahrhunderts geben Einblick in die Sozialgeschichte Burgbernheims
By Robert A. Selig

„Am 23. März 1744 nachmittag um 5. Uhr, verstarb allhier bey der verwittiwten Kühe-Hirtin Heningin eine arme Frau und wurde darauf den 24. Ejusd. in der Stille, in den allhiesig. Kirch-Hofs-Zwinger darum begraben, weil man nicht gewust wie solche mit Tauff= und Zunahmen … geheissen … Sie hat vor ihrn Tod keinen Geistl. u. Abendmahl verlanget, ohnerachtet es ihr angebotten wurde.“


So schrieb es Markus Friedrich Schmidt, Pfarrer von Burgbernheim, in sein Sterberegister. Der Tod war für die namenlose Frau eine willkommene Erlösung. Sie starb ohne Hoffnung, selbst das Jenseits war ihr anscheinend egal. Am Ende eines Lebens das voller Not und Armut gewesen sein muss hatte sie schließlich selbst ihren Glauben verloren.


Kirchenbücher verzeichnen Taufen, Hochzeiten und Bestattungen, deshalb werden sie ja geführt. Als Verzeichnisse der Lebensdaten verstorbener Vorfahren repräsentieren sie für jeden Ahnenforscher genealogische Quellen par excellence. Hin und wieder aber findet sich ein Pfarrer oder Priester der über das Eintrag blanker Daten hinaus geht und besondere Begebenheiten bei der Geburt wie zum Beispiel den Familienstand der Eltern, Gründe für eine Heirat oder Umstände eines Todes verzeichnet. Für Sozialgeschichte forschende Historiker sind die Motive weshalb der Geistliche solchen Kontext aufzeichnet – ob Mitleid am Schicksal oder Kritik an der Moral seiner Schäfchen – von großem Interesse. In ihrem geschichtlichen und sozialen Zusammenhang interpretiert, liefern ihre Notizen wertvolle Aussagen über Leben und Lebensumstände vor allem der unteren Bevölkerungsschichten.

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