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Der Kaiser und seine Lieblingsspeisen

Von Peter Pabisch

Kaiser Franz Josef I. regierte in Österreich, später Österreich-Ungarn, 68 Jahre von 1848 bis 1916 und er war ein genügsamer Mensch in seinem Privatleben. Sein öffentliches Leben gestaltete sich eher bunt und abwechslungsreich, aber letztlich war er als väterliche Figur akzeptiert, wenigstens in den traditionsgebundenen und konservativen Kreisen seines Volkes. Wie Königin Viktoria oder Königin Elisabeth II., die beide über viele Jahre regierten, wurde auch Franz Joseph für seine Eigentümlichkeiten und persönlichen Eigenheiten bekannt, die über die Jahre anwuchsen. Mein eigener Vater erinnerte sich an ihn etwas, wenn der betagte Kaiser in einer offenen Kutsche zigarrenrauchend von Schloss Schönbrunn, seiner Sommerresidenz, in sein Stadtdomizil fuhr, ständig seinen Anhängern zuwinkend. Mein Großvater diente als junger Soldat auf Schloss Laxenburg südlich der Stadt, wo er am Haupttor Wache stand und den Kaiser aus der Nähe durch das Tor treten sah. Sogar mein verstorbener Freund Walter Rothfeld, der von den Nazis vor dem Zweiten Weltkrieg aus Böhmen vertrieben worden war, erzählte mir humorvoll, dass seine Mutter ihre Hände drei Wochen lang nicht wusch, nachdem sie der Kaiser bei einem Besuch in ihrer böhmischen Heimat geschüttelt hatte. Was immer der Kaiser daher als Politiker in Weltaffären mochte verpatzt haben, für sein Volk galt er als eine alles in seinem weiten Land von etwa zwanzig großen und kleinen Nationen zusammenhaltende Persönlichkeit. Im Jahre 1910, sechs Jahre vor des Kaisers Tod and acht Jahre vor dem Zusammenbruch der Monarchie, zählte Österreich-Ungarn über einundfünfzig Millionen Einwohner, von denen 23,9% deutsch, 20,2% ungarisch, 16,4% tschechisch und slowakisch, 10% polnisch und anderer Nationen waren, wie kroatisch, serbisch, ruthenisch, rumänisch, slowenisch und sogar 2% italienisch. Das Reich sah sich unter vielen Aufgaben der Frage gegenübergestellt, wie man diese Vielzahl von Völkern über einem gemeinsamen Nenner zusammenhalten sollte. Für ein Reich wie das deutsche stellte es sich viel leichter heraus, seinen vielen Stämmen eine gemeinsame Basis durch die gemeinsame deutsche Sprache anzubieten, wodurch ein Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit hervorgerufen wurde. Obwohl Deutsch die lingua franca in Österreich-Ungarn vorstellte, erreichte dieses Reich nicht die gleiche enge Zusammengehörigkeit, weil die Mehrheit der Bevölkerung verschiedene eigene Muttersprachen einsetzte und Deutsch als Zweitsprache galt, die sie dazu nicht zu gut konnten.

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